Aller guten Dinge sind drei Anläufe: Nachdem Sigis geplante Touren durch die Ötschergräben und den Rauhen Kamm auf den Ötscher coronabedingt 2020 und 2021 ins Wasser fielen, war es am 4. Juni endlich so weit: Uschi, Franz, Sabine, Andi, Maria, Markus, Sigi, Angelika, Christian, Gerlinde, Lisa und Nicole trafen sich um 5 Uhr am Hallenbadparkplatz in Hengersberg. Die gut gelaunte Gruppe startete mit drei Autos Richtung Wienerbruck, unserem Ausgangspunkt, zu unserer zweitägigen Wanderung. Obwohl die Altersspanne von 23 bis 67 Jahre reichte, hätten wir nicht besser harmonieren können und wir verbrachten zwei tolle und vor allem lustige Tage im Naturpark Ötscher-Tormäuer. Aber von vorne.
Von der Ötscher-Basis in Wienerbruck aus wanderten wir bei bestem Wetter (Sigiwetter, eh klar), noch angenehmen Temperaturen und von Kuckucksrufen begleitet den malerischen Ötscherbach entlang zu den Ötschergräben. Natürlich nutzen wir gleich die erste Einkehrmöglichkeit in die Jausenstation Ötscherhias und manche genehmigten sich zur Stärkung ein kühles Dunkles. Der Weiterweg führte uns durch die beeindruckenden Ötschergräben mit Wasserfällen und türkisgrünen Gumpen, die so erfrischend und einladend aussahen, dass sie sogar Wasserscheue zum Baden verlockten. Ungefähr nach einem Kilometer bogen wir rechts ab und stiegen in steilen Serpentinen hinauf.
Beim Queren einer Forststraße kamen erste scherzhafte Einwände der Bergfreunde, ob man nicht den langen Aufstieg mit dem Auto abkürzen können hätte, was aber sofort von unserem Tourenleiter aufgrund der derzeit so hohen Benzinpreise abgelehnt wurde. Der Weiterweg über das Jägerkreuz war sehr abwechslungsreich und führte uns stetig bergauf Richtung Ötscher und auf dessen markanten Rauhen Kamm zu. Wir wanderten sowohl durch Nadel- als auch durch Laubwald und zum Schluss führte uns ein schmaler Weg durch ein Latschenfeld unter die Felsabbrüche des Rauhen Kamms. Sogar eine Gletscherspalte galt es noch zu überwinden, die aber die Waidler-Truppe, die schon voller Vorfreude auf den Kamm war, nicht aufhalten konnte. Am Fuße der Felsen entlang ging es hinauf zum Einstieg in den Rauhen Kamm. Es wechselten sich griffige und nie wirklich schwierige Gratkletterei im maximal oberen 1. Grad und Gehpassagen ab. Immer wieder boten sich uns grandiose Tiefblicke und das Gipfelplateau war leider viel zu schnell erreicht. Am Gipfel des Ötscher (1893 m) machten wir eine ausgedehnte Pause, die für eine Schnapsverkostung genutzt wurde. Serviert wurden Obstler aus dem Lallinger Winkel, Haselnusslikör, Himbeergeist und Alte Zwetschge. Den Abschluss des ersten Wandertages bildete der einstündige Abstieg zum Ötscherschutzhaus auf 1418 m. Belohnt wurden wir an diesem Tag zusätzlich noch durch einen zauberhaften Sonnenuntergang mit einem dramatischen Wolkenspiel, den wir wahlweise bei einem Bier, einem Radler und mindestens einer Runde Zirbenschnapsal genossen. Den Abend ließen wir bei ausgelassener Stimmung, weiteren Zirbenschnapsalrunden und tiefgründigen Gesprächen über Maria Empfängnis und so ausklingen. Vereinbart wurde noch, dass man es am zweiten Tag seeehr gemütlich angehen lassen will, was bedeutet, dass kein weiterer Gipfel mehr bezwungen werden soll.
Nach einem ausgedehnten Frühstück machten wir uns an den geplanten Abstieg über Riffelsattel und Spielbichler zu den Ötschergräben. Als aber dann der Gipfel des Kleinen Ötscher in unser Blickfeld rückte, wurde sehr schnell umdisponiert und das Bergal in Angriff genommen. Am Gipfelkreuz angekommen, wurden wir mit einer grandiosen Fernsicht und den Blick auf das Ziel des Vortages entlohnt. Alle waren sich einig, dass dieser kleine Umweg sich auf jeden Fall gelohnt hat, alleine schon wegen der schönen Blumenwiesen, die den Aufstiegsweg säumten.
Der Rückweg zu den Ötschergräben führte uns am Schleierfall vorbei, einem Wasserfall mit mehreren Kaskaden, und wir machten einen kurzen Stopp für ein Fotoshooting. Nachdem die türkisgrünen Gumpen in den Ötschergräben am Vortag schon so einladend waren, legten wir noch eine kurze Badepause ein und freuten uns über die erfrischende Abkühlung. Zwei Kühne nahmen sogar ein Ganzkörperbad, nur die Badekleidung war in einem Fall etwas seltsam, aber das bleibt unser Geheimnis. Obligatorisch mussten wir natürlich auch noch einmal im Ötzihias, äh, Ötscherhias einkehren und die beiden perfekten Wandertage mit einer Abschlussrunde Zirbal begießen.
Die letzte Etappe beinhaltete noch einen kurzen, aber knackigen Gegenanstieg und führte uns vom Ötscherhias über den Erlaufstausee zur Bahnstation Erlaufstausee, von wo wir mit der Bahn zurück zu unserem Ausgangspunkt, der Ötscher-Basis, fuhren.
Richtig abenteuerlich wurde es aber erst auf der Heimfahrt, wo uns eine Gewitterfront mit Starkregen und Sturmböen begleitete. Davon abgesehen, freuten wir uns aber alle sehr über die beiden unvergesslichen Bergtage im Naturpark Ötscher.
Zum Schluss herzlichen Dank an die griabige Gruppe für die lustige Zeit und natürlich an unseren Tourenleiter, Sigi, für die wieder amoi perfekte Organisation, für die scheena Bergerlebnisse und für die tollen Fotos.
Text: Nicole
Fotos: Sigi