Osterskitour 18. – 23. April 2022 ins Tourengebiet der Länta Hütte 2060m

18.04.2022

Eigentlich stand dieses Jahr die Johannishütte im Venediger Gebiet auf dem Programm. Allerdings machte uns der dramatische Schneemangel hier einen Strich durch die Rechnung. 10 Tage vor Start zeigte die Hüttenwebcam blankes Eis und Neuschnee war nicht in Sicht. So stand wieder einmal die Suche nach ausreichend weißer Unterlage im Vordergrund – und dann war da noch die Quartierfrage, schließlich waren wir an Ostern unterwegs.

Nach vielen Recherchen landete Jürgen in der Schweiz bei der kleinen aber sehr feinen Länta Hütte oberhalb des Zefrailastausee. Bild 1

Mit Jürgen und Barbara, Stefan Hirtreiter, Simon Lesche und Markus Killinger gings am Ostermontag früh los und ohne große Stau´s standen wir mittags am – kostenlosen - Parkplatz des Stausees. Bild 2

Zu unserer großen Überraschung mussten wir unsere Ski nicht tragen und konnten ab Parkplatz mit den Ski gehen.

Bei herrlichem Wetter gings erst entlang des Stausees. Vor uns die beeindruckende und das dem gesamten Tal den Namen gebende Zefrailahorn 2821m. Danach über eine Brücke Richtung Lampertschalm 1991m, bis nach etwa 8 km doch unverhofft die Hütte vor uns stand. Bild 3 - 6

Klein und fein, nur 33 Lager, die der Hüttenwirt nach eigenen Angaben meist nur zur Hälfte belegt. Wir waren echt positiv überrascht. Außer uns 5 waren am ersten Tag noch zwei weitere kleine Gruppen unterwegs, ab Mittwoch waren wir die einzigen. Der Hüttenwirt begrüßt beim Abendessen die neuen Gäste, gibt den neuesten Wetterbericht aus, fragt die einzelnen Gruppen nach dem Ziel für den nächsten Tag. Für jede Gruppe wird je nach Tourenziel ein individueller Frühstückszeitpunkt festgelegt. Dadurch herrscht sowohl am Buffet als auch an den spärlichen Waschgelegenheiten nie Gedränge. Danach stellt er kurz das aktuelle und immer hervorragende 3-Gänge Abendmenü vor.

Als ich das erste Mal kurz noch ein paar Schritte vor die Hütte machte, stand da ein ausgewachsener Fuchs auf der Terrasse, schaute mich an und machte keinerlei Anstalten wegzulaufen. Ich dachte erstmal an Tollwut und verschwand wieder in der Hütte. Auf meine Frage beim Wirt wegen dem Fuchs meinte dieser „ja das ist Olaf, unser Hüttenfuchs. Der ist seit letztem Winter hier. Vermutlich hat eine Lawine das Muttertier und den übrigen Wurf mitgenommen. Er hats überlebt, und die erste Zeit mit einer ebenfalls abgestürzten Gams als Nahrung überlebt.“ Bild 7 und 8

Am Dienstag gings bei bestem Wetter Richtung Rheinwaldhorn. Die Verhältnisse waren sehr gut. Nachts klar, morgens alles fest, kein Wind und wir alleine unterwegs. Die anderen Gruppen waren Richtung Grauhorn aufgebrochen. Ein besonderes Gefühl alleine auf Tour zu sein. Bild 9 - 11

Die erste Steilstufe machte ihren Namen alle Ehre. Der Firn war noch hart gefroren und verlangte nach ausgefeilter Spitzkehrentechnik und sicheren Umgang mit den Harscheisen. Danach gings Richtung Sonne und über weite Gletscherhänge Richtung Skidepot. Die letzten Meter zu Fuß und schon standen wir vor dem Gipfelkreuz des Rheinwaldhorns. Mit 3402m der höchsten Gipfel dieser Gruppe. Bild 12 - 15

Nach einer kurzen Gipfelrast mit phantastischem Panoramablick, insbesondere in die Bernina, gings mit großen und kleinen Schwüngen über wunderbaren Firn und steil über die erste Stufe ohne weiteren Gegenanstieg bis vor unsere Hütte. Hier wartete schon Olaf und – viel wichtiger – frisch gebackener Kuchen und Cappucino auf uns. Bild 16 - 18

Am nächsten Morgen ging`s Richtung Grauhorn 3260m. Die Verhältnisse seien sehr gut, nur die letzten Meter evtl. mit Steigeisen und Pickel, meinten die Kameraden, die am Montag oben standen. Bild 19

Das Wetter war wieder nur traumhaft. Mit uns war noch eine weitere Gruppe auf derselben Route unterwegs. Das erste Steilstück war auch hier wieder noch sehr hart, aber gleich danach öffnete sich das Gelände und über ideales Skitourengelände gings Richtung Skidepot. Mit Steigeisen gings die letzten Meter Steil bis zum Gipfel. Wieder ein tolles Panorama. Paradeblick auf das Rheinwaldhorn und das Schwarzhorn. Sonne, kein Wind einfach sitzen und staunen – nur die Vorfreude auf die Abfahrt und den leckeren Kuchen auf der Hütte ließ uns aufbrechen. Ein kurzer steiler Abstieg, volle Konzentration und schon waren wir bei unseren Ski und mit lautem Juchzen gings wieder ab ins Tal. Bild 20 - 27

Am Donnerstag war Ruhetag angesagt. Eine kleine Halbtagestour führte uns auf das Trapez, Punkt 2743m auf der Karte. Wieder waren wir alleine unterwegs. Wir waren auch die einzigen auf der Hütte. So zogen wir einsam unsere Spur und genossen die Stille und die Weite in dieser grandiosen Landschaft. Eine Sinfonie in Weiß. Bild 28 - 33

Am Freitag sollte unser letzter Tourentag sein. Um den langen Talhatscher zu vermeiden gings auf dem Sommerweg Richtung Furgelti. Von der Hütte weg war die erste Herausforderung einen passablen Übergang über den Valser Rhein zu finden. Jürgen suchte und fand auch einen Weg. Der Übergang war heikel, da die Steine leicht glasiert waren und man nur auf trockenem Grund sicher stehen konnte. Stefan benutzte eine Abkürzung rutschte aus und lag komplett im Wasser! Eine Schrecksekunde für uns alle. Zum Glück war noch trockene Kleidung im Rucksack, aber aus den Skistiefeln lief das Wasser. Alles pitschnass. Nach kurzer Überlegung kamen wir zum Schluss, dass mit den nassen Schuhen die Tour über das Joch mit Abfahrt zum Stausee besser sei, als ein ewig langer Talhatsch, bei dem einem nicht richtig warm wird. Bild 34

So gings gleich richtig los. Das gute Wetter der letzten Tage hatte die Aufstiegsspuren ausapern lassen und darüber hinaus war es überaus hart, so dass die Ski auf den Rucksack wanderten und wir bis etwa 2300m steil die Diretissima wählten. Von da an gings in schönem Gelände Richtung Furgetltihorn bis in die Lücke zum Pass auf 2761m. Von hier aus ist die Abfahrt zum Stausee schlichtweg ein Hammer. Jetzt war nur noch ein kleiner Gegenanstieg zur Kapelle und danach ging die wieder Abfahrt bis zum Parkplatz. Bild 35

Es waren fünf wunderschöne, harmonische Tourentage. Abseits von Modetouren und Trubel. Eine sehr eindrückliche Erfahrung.

Jürgen